Barockoper – Diana amante

Samstag, 30. April, 21 Uhr ♦ Grosser Saal, Hochschule für Musik und Theater München, Arcisstraße 12 ♦ Diana Amante ♦ Oper in drei Akten ♦ Musik: Giuseppe Antonio Bernabei (ca.1649 – 1732) ♦ Ballettmusik: Melchior d’Ardespin (1643 – 1717) ♦ Libretto: Luigi Orlandi ♦ UA am 26. Februar 1688 im Georgisaal der Münchner Residenz unter Mitwirkung der Kurfürstin Maria Antonia ♦ Andromahi Raptis (Diana), Lilli Jordan (Endimione), Stefan Steinemann (Orione), Ramona Laxy (Leucilla) ♦ Barockensemble des Instituts für Historische Aufführungspraxis; Leitung: Michael Eberth ♦ Diese Veranstaltung findet statt im Rahmen der Barocktage 2016

Der unter der Signatur Ms. 17704 in der Österreichischen Nationalbibliothek überlieferte Componimento drammatico in 3 Atti mit dem Titel Diana amante des 1649 in Rom geborenen Giuseppe Antonio Bernabei (gest. 1732 in München) wurde am 26. Februar 1688 im Georgi-Saal der Münchner Residenz uraufgeführt. Das Libretto (Poesia) wurde von Luigi (Ludovico) Orlandi, Consigliese e Segretario della S.A.E. di Baviera verfasst, die dazugehörige Ballet-Musik … ist von Melch. D’Ardespin componirt. Diese vorgesehene Tanzmusik von Melchior D’Ardespin, 1643 geboren, 1669 als Cornettist am kurfürstlichen Hof in München angestellt, 1683 zum churfürstlichen Kammerdiener, 1687 zum Leiter der Hofkapelle und zum churfürstlichen Rat erhoben, ist leider nicht erhalten und wird bei der Aufführung durch eine andere Tanzsuite D’Ardespins ersetzt. Giuseppe Antonio Bernabei, zunächst vermutlich als Organist an San Luigi dei Francesi in Rom tätig, folgte seinem Vater Ercole Bernabei nach München und wurde dort Geistlicher Rat, 1677 Vizekapellmeister, nach Ercoles Tod 1687 Kapellmeister. Einer seiner Schüler war Meinrad Spiess OSB aus Kloster Irsee, der als siebtes Mitglied der Mizlerschen Socität in Leipzig auch mit Johann Sebastian Bach Briefkontakt hielt.

Das Werk ist in vierstimmiger Patitur notiert. Nur an wenigen Stellen erläutern Hinweise die Instrumentierung (z.B. 1. Arie des Endimione: Flauto (1/2); 1 Arie der Diana: Piffero/Violino (1/2) – ViolaFagotto/Viola). Die Baßstimme trägt keine Generalbaßbezifferung. Nach dem ersten Akt und zweiten Akt steht jeweils ein Verweis auf D’Ardespinsche Balettmusiken: Segue il Ballo delle Cacciatrici Compagne die Diana bzw. Segue il Ballo di Cacciatori. Der dritte Akt schließt abrupt mit einer da Capo-Arie der Diana. Es ist zu vermuten, dass ein verlorenes Finale nochmals alle Protagonisten auf die Bühne gerufen hat. Christoph Teichner hat freundlicherweise unter behutsamer Verwendung von Text und thematischem Material der letzten Arie (eine Chaconne, zuerst von Endimione, dann von Diana gesungen) den Componimento drammatico mit einem Finale auch formal zu einem „happy end“ geführt. Dafür sei ihm herzlich gedankt.
Inhaltsangabe:

Atto primo Scena I
Orione versucht, mittlerweile verzweifelt, die abweisende Hirtin Leucilla für sich zu gewinnen. Aber sie interessiert sich überhaupt nicht für ihn, läßt ihn „abblitzen“ und gibt zu erkennen, dass Amor ihr Herz bereits für jemand anderen entflammt hat. Orione versucht Amors Pfeil, der in ihm steckt, zu zerbrechen und hofft auf Leucillas Reue.
Atto primo Scena II
Leucilla wendet sich von Orion ab und sieht schon in der Ferne Endimione, dem ihre Liebe gehört. Endimione, der schläfrige Hirte, ruht sich aus und genießt es, beim Klang der Hirtenglocken seine Schafe zu weiden. Er zeigt sich an Leucilla überhaupt nicht interessiert, sein Herz schlägt für Diana. Das weiß auch Leucilla und versucht ihn erfolglos davon abzubringen
Atto primo Scena III
Endimione will sich die Probleme, die Verliebtsein mit sich bringen, vom Leib halten („typisch Mann“  – würde die Frau von heute sagen …)
Atto primo Scena IV
Diana, Göttin der Jagd, des Mondes und Göttin der Keuschheit tritt auf. In glühender Sommerhitze, neben vertrockneten Blumen und erschöpften Tieren sieht sie im Schatten Endimione, will sich verlieben, ist sich unsicher. Aber wird sie un Dio senza fede, wird sie einem Gott ohne Treue und Glauben (Amor nämlich, der sie schmachten läßt!) nachgeben? In ihrer ersten Arie zweifelt die Keusche noch aber sie weiß, dass sie die Liebe für Endimione schon im Busen trägt (má l’autor d’ogni periglio dice poi che in seno havró). Endimione ist sofort Feuer und Flamme. Beide geben sich zu erkennen und tanzen als verliebtes Paar zusammen mit Dianas Jägerinnen.
Atto secondo Scena I
Orione hofft, dass das „wilde Tier“ in seinem Herzen eines Tages ebenso besiegt sein wird wie das um ihn liegende Wildbret. Leidend unterstellt er Amor in einer zynischen Arie Freude an seinem Schmerz.
Atto secondo Scena II
Leucilla, enttäuscht über ihre Machtlosigkeit Endimione gegenüber, versucht nun doch Orione für sich zu gewinnen, bittet ihn um Verzeihung. Orione ist verwirrt, will sich aber zunächst für Leucillas Grausamkeit rächen. Erst als Leucilla das Schicksal beschwört, ihrem Leben ein Ende zu machen schwenkt Orione um: Ihm bricht beinahe das Herz bei soviel Tränen („typisch …“). Sie Tanzen mit den Jägern der Diana.
Atto terzo Scena I
Diana und Endimione turteln verliebt und vergleichen die Liebe mit dem Fischfang. Allerdings warnt Diana Endimione vor eventueller Untreue. Aber Endimione entkräftet ihre Bedenken (La fé cor amante conservami costante mia Dea non mi schernir) und warnt Diana ihn zu hintergehen.
Atto terzo Scena II
Auch Orione und Leucilla besingen das Bild der Liebe als Fischerei (Vó pescando, et alla pesca rassomiglio l’amor mio pesce il cor nel suo desio laccio un crin beltá fú l’esca) und werden von Diana und Endimione entdeckt. Alle tun sich zusammen und danken Amor, der letztendlich doch alle Erinnerungen an erlittene Grausamkeiten aus den Herzen tilgen kann. Die Oper endet mit der Beschwörung der Zufriedenheit der Herzen mit einer Chaconne.

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