Musik im Diskurs

Mittwoch, 10. Februar 2016, 17:15 Uhr, Kaminzimmer Raum 105, Hochschule für Musik und Theater, Arcisstraße ♦ Das Buxheimer Orgelbuch, die süddeutsch-italienische Claviermusik um 1500 und das älteste erhaltene, besaitete Tasteninstrument

In der Instrumentensammlung des Royal College of Music in London ist ein süddeutsches oder italienisches Clavicytherium eines anonymen Erbauers erhalten, das durch einen eingeklebten Pachtvertrag mit Ulm 1480 datiert ist. Eine Kopie des im Original unspielbaren Instrumentes erweist sich sowohl klanglich (schnell verklingender lauten- bzw. harfenartiger Ton begünstigt virtuose Diminutionen) als auch bautechnisch (Tastenbreite, Tastenumfang etc.) als ideal für die Musik des Buxheimer Orgelbuches. Das überwiegend weltliche Repertoire dieser großen Sammlung von Claviermusik aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, welche sich seit 1883 unter der Signatur Mus.Ms. 3725, auch Cim. 352b, in der Bayerischen Staatsbibliothek München befindet, könnte für ein Zimmer-Instrument gedacht gewesen sein. Intavolierungen französischer Chansons (Binchois, Dufay) und deutscher Liedsätze (Paumann) lassen auch eine kammermusikalische Aufführung mit Singstimme denkbar erscheinen. Italienische Frottole, wenig später erschienen, bilden einen deutlichen Kontrast zu den deutschen Intavolierungen.

Programm:
Redeuntes in mi (Buxheimer Orgelbuch)
O Rosa bella (John Dunstable/John Bedingham)
O Rosa bella (Buxheimer Orgelbuch)
Ach lieb mit laid (Paul Hofhaimer, 1459‐1537)
Entrée je suis en grant pensée (Josquin Desprez, 1440‐1537)
Zwischen Berg und tieffe tal (Heinrich Isaac, ca. 1450‐1517)
Kochersperger Spanieler (Tabulatur des Bonifacius Amerbach, Basel)
Dulongesux (Buxheimer Orgelbuch – Intavolierung nach Gilles Binchois‘ Ballade
Dueil angoisseus rage demeseurée)
Frottole Intavolate (Andrea Antico)

Mitwirkende:
Sabine Lutzenberger (Sopran)
Michael Eberth (Clavicytherium)

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