Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen

Liebe Freunde Alter Musik,

unter dem Link: WERKSTATTKONZERT können Sie ein Video des Konzerts vom 23. November 2017 in der Bayerischen Staatsbibliothek mit dem Titel Etlich Liedlein zu singen oder uff der Orgeln und Lauten zu schlagen sehen  Mitwirkende: Joel Frederiksen, Gesang und Laute; Evangelina Mascardi, Laute; Michael Eberth, Clavicytherium; Studierende des Instituts für Historische Aufführungspraxis der Hochschule für Musik und Theater München (Anna-Lena Elbert, Sopran; Stefan Steinemann, Alt und Eric Price, Tenor; Cornelia Demmer, Oleg Chuhleb und Alonzo Esteban Munoz Cardenas, Lauten )

 

Valer Sabadus

Samstag, 17. März 2018, 11 Uhr ♦ Magdeburg, Rempter im Dom ♦ Telemann Festtage Valer Sabadus & L’Accademia Giocosa, Michael Eberth, Cembalo ♦ Händel, Vivaldi, Telemann und Gluck – Arien, Sonaten und Concerti

Programm:

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
„Se potessero i sospir miei“, Arie des Tirinto aus „Imeneo“ 

Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
„Lo seguitai felice“, Arie des Megacle aus „Olimpiade“

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
Konzert F-Dur (Tafelmusik)  für 3 Solo-Violinen, Streicher und Basso continuo

Antonio Vivaldi (1678 – 1741)
Gelido in ogni vena“, Arie des Farnace aus „Farnace“

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)
„Svegliatevi nel core“, Arie des Sesto aus „Giulio Cesare“

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
Trio Es-Dur für 2 Violinen und Basso continuo (aus Tafelmusik)

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
Szene des Honoricus aus „Sieg der Schönheit“:
Accompagnato „Wo ist das Ende meiner Plagen“, Arie: „Zeige dich, geliebter Schatten“

Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787)
„Non saprei qual doppia voce“ , Arie des Scitalce aus „Semiramide riconosiuta“

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)
„Ho disarmato il fianco „, Arie des Bertaridus aus „Flavius Bertaridus“

Leçons de Ténèbres

Sonntag, 18. März 2018, 18 Uhr ♦ München, Herz-Jesu-Kirche ♦ Nicolas de Grigny (1672 – 1703) drei Kyrieverse aus dem Premier Livre d‘ Orgue: Kyrie en Taille à5 – Cromorne en Taille à 2 Parties – Dialogue ♦ Joseph Hector Fiocco (1703 – 1741) drei Lamentationes Hebdomadae Sanktae quae fiunt feria Quinta (Antwerpen 1732) ♦ Jean Adam Guilain (um 1680 – nach 1739), Suite du second ton (Paris 1706): Prèlude – Tierce en taille – Duo – Basse de Trompete – Trio de Flûtes – Dialogue ♦ Susanne Simenec, Sopran; Michail Uryvaev, Anna Zimre, Matthias Schick, Barockcello; Christoph Eglhuber, Laute; Michael Eberth, Orgel

In den Klageliedern, einem Buch des alten Testaments beweint der Prophet Jeremia die Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels (586 v. Chr.) durch die Soldaten des Nebukadnezar, des Königs von Babel. Die Klagelieder bestehen aus 5 Büchern: 4 Lamentationen und einem Oratio-Gebet. Die ersten drei gehören seit dem frühen Mittelalter zur Liturgie der Karwoche, in der die Zerstörung Jerusalems als Sinnbild für das Leiden Christi beklagt wird. Die Klagen Jeremias haben mit ihrer direkten und hochemotionalen Sprache viele Komponisten der Renaissance und des Barock zu Vertonungen inspiriert. Die Texte der Klagelieder wurden im Versmaß der hebräischen Totenklage Qinot (קינינות) verfasst, die ersten vier als Akrostichon, einer Form, bei der die ersten Buchstaben der Strophen dem Verlauf des Alphabets entsprechen. Dieses Akrostichon ist ein Ausdruck der grenzenlosen allumfassenden Trauer, vergleichbar mit dem deutschen „von A bis Z“. Außerdem hatte diese Alphabetisierung der Versanfänge möglicherweise die Funktion der Gedächtnishilfe. Bei der Übertragung ins Lateinische sind die originalen Versformen verloren gegangen, die Lettern (Aleph, Beth, Gymel, etc…) aber erhalten geblieben. Diese wurden von den Komponisten immer mitvertont, und oft in mellismatischer Form, als eine Art ausgeschriebene Verzierung.

Die Rezitation der Lesungen wird mit den lateinischen Incipites: „De Lamentatione Jeremiae Prophetae“ = „Von der Wehklage des Propheten Jeremia“ oder „Incipit Oratio Jeremiae Prophetae“ =„Es beginnt die Rede des Propheten Jeremia“ eingeleitet und endet jeweils mit: „Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum“ = „Jerusalem, Jerusalem, wende dich zu deinem Herrn und Gott“. Die Vertonungen der Lamenationen (Leçons de ténèbres oder Lezioni) waren im 17. und 18. Jahrhundert außerordentlich beliebt und wurden oft auch außerhalb der Passionszeit und des kirchlichen Rahmens konzertant aufgeführt. Die Lamentationen, die heute zu hören sind, enstanden in Antwerpen 1732, wo J. H. Fiocco als Violinist und Chorleiter an der Kathedrale Unserer Lieben Frau 1732- 1737 wirkte.
Eine Besonderheit ist die Besetzung: zu der für monodische Lamentationen üblichen Continuobegleitung fügt der Komponist zwei konzertierende Celli hinzu. Wobei die erste Lamenation für Sopran, 2 Celli und Basso continuo komponiert ist, die zweite für Sopran, ein Cello und B.c., und die dritte wird lediglich vom Continuo begleitet. Diese Reduzierung der Besetzung ergibt den vom Komponisten gewollten Effekt und ist ein Hinweis dafür, dass eine Aufführung der drei Stücke nacheinander en bloc vom Komponisten erwünscht ist.

Die in der von uns verwendeten Ausgabe der Fiocco – Lamentationen und in unserem Programmheft abgedruckte deutsche Übersetzung entstammt der Augsburger Bibelausgabe von 1746. Die lateinisch – deutsche Ausgabe wurde vom Wessobrunner Benediktiner Thomas Aquinus Erhard (1675 – 1743) editiert und mehrfach herausgegeben. Die Übersetzung der Klagelieder fasziniert durch ihre direkte und unverblümte Sprache, die mit ihrer starken Ausdruckskraft ein Beispiel hochstehender barocker Dichtung darstellt.

(Text: Michail Uryvaev; Quellen: J. H. Fiocco Lamentationen, herausgegeben von Prof. Dr. Rudolf Ewerhart in Edmund Bieler Verlag Köln, 1962;
De lamentatione Jeremiae Prophetae Aspekte zur Entwicklung und Verbreitung der Lamentation im 18. Jahrhundert“ von Dr. Heike Blumenberg, UdK Berlin 2008;
Wikipedia (u.a.)

Passio

Sonntag, 11. März 2018, 16 Uhr  Moritzkirche Augsburg  PASSIO  François Couperin (1668 – 1733) Kyrie aus der Messe pour les Couvents für Orgel  (Paris 1690)  Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745) Lamentation 1 pro Die Mercurii Sancto für Bass und Orchester ZWV 53:1 (Dresden 1722)  Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Jesus Christus unser Heiland, Choralvorspiel für Orgel BWV 665 (Weimar vor 1720)  Jan Dismas Zelenka Lamentatio 2 pro Die Jovis Sancto für Bass und Orchester ZWV 53:4  (Dresden 1722)  Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Jesus Christus unser Heiland, Choralvorspiel für Orgel BWV 666 (Weimar vor 1720)  Johann Sebastian Bach Recitativ Am Abend, da es kühle war und Aria Mache dich, mein Herze, rein aus Passio Domini nostri J. C. secundum Evangelistam Matthæum (Matthäuspassion), BWV 244 (Leipzig 1727)

die wunderbaren Werke des in Böhmen geborenen kurfürstlich-königlichen Musicus und Kirchencompositeurs Jan Dismas Zelenka sind trotz aller Bemühungen immer noch viel zu selten zu hören. Zu den eindrucksvollsten Werken des bis zu seinem Tod in Dresden lebenden Bachzeitgenossen gehören seine sechs Lamentationes Jeremiae für Singstimme und Instrumentalensemble. Zwei dieser berührenden Kompositionen für den Mittwoch und Donnerstag der Karwoche präsentiert das Ensemble Palestra Musica Augsburg zusammen mit dem Bassisten Michael Kranebitter. Eingerahmt werden sie von fünf Kyrie-Versen für Orgel von François Couperin (zum 350sten Geburtsjahr), zwei Choralvorspielen über den Gründonnerstags-Choral Jesus Christus unser Heiland und der letzten Arie aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach.

Michael Kranebitter, Bass
Ensemble Palestra Musica Augsburg
Angelika Radowitz, Michael Schleißheimer, Barockoboen / Oboen da Caccia; Hildegard Senninger, Julia Unterhofer, Barockviolinen; Christina Sontheim, Barockviola; Ángela Lobato Castillo, Barockcello; Günter Holzhausen, Violone; Michael Eberth, Orgel und Leitung

Was sind wir Menschen doch?

Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen…, ein Schauplatz herber Angst, besetzt mir scharfem Leid.“  Dreißigjähriger Krieg, ungarischer Aufstand und die Türken vor Wien ♦ Musik und Texte im Zentrum politischer Spannungsfelder ♦ Sonntag, 28. Januar 2018, 11:11 Uhr ♦ Olching, KOM ♦ ENSEMBLE PALESTRA MUSICA  Hildegard Senninger – Barockvioline  Angelika Radowitz – Dulcian  Günter Holzhausen – Violone  Michael Eberth – Cembalo und Orgel ♦ Peter Pius Irl – Sprecher

Dass schwierige Zeiten durch hohe Kreativität und fruchtbare Schaffenskraft kompensiert werden können, ist hinreichend bekannt. Die Dezimierung der Bevölkerung während des dreißigjährigen Krieges führte zur Entstehung kleiner und kleinster Kompositionsformen (geistliche Konzerte), Johann Jakob Froberger kondensierte angesichts von Unbill und Leid seinen Blick aufs Jenseits in einem Memento Mori Froberger für Cembalo und Alessandro Poglietti verlor gar sein Leben in den Kämpfen um die Belagerung Wiens, nachdem er den ungarischen Aufstand von 1663-1671 musikalisch portraitierte. Zeitgleich konnten Künstler, die das Glück hatten, in Ländern und an Höfen zum Teil weit abseits der Kampfhandlungen angestellt zu sein, in Frieden und Freiheit leben.
Das Ensemble Palestra Musica Augsburg spürt mit süddeutsch-italienischer Musik den Wegen und Irrwegen der Regierenden vergangener Jahrhunderte auf musikalische Weise nach.

Programm:

Johann Heinrich Schmelzer (um 1620-1680)
Sonata á 2 J.H.S.  für Violine, Dulcian Violone und Cembalo

Johann Jakob Froberger (1616-1667)
Lamento sopra la dolorosa perdita della Real Mstà di FERDINANDO IV, Rè de Romani +c.  für Cembalo

Pater Adalbert Grunde (1. Hälfte 17. Jahrhundert)
Sonata à 2 für Violine, Viola da Gamba und Basso continuo

Girolamo Frescobaldi (1583-1643)
Canzona prima a due Bassi für Viola da Gambe, Dulcian und Basso continuo

Alessandro Poglietti (+ 1683)
La Ribellione die Ungheria – Toccata et Allemanda für Cembalo

Schmelzer, Andreas Anton (1594-1663)
Die Türkenschlacht bei Wien (1683) für Violine und Basso continuo

Franz Matthias Techelmann (1649-1714)
Alamand. dell’Allegrezze alla Liberazione di Vienna – Sarabande – Variatio 1.a. – 4.a. für Cembalo

Adam Jarzębski (1590-1649)
La Norimberga (Concerto a 3) für Violine, Viola da gamba, Dulcian und Basso continuo